Die Anlage wurde in den 1990er Jahren still gelegt. Sie war an einen Steinbruch in Thüringen angeschlossen. Hier sind Natursteine wie Tonschiefer, Grauwacke und Kalkstein für den Straßenbau, die Zement und Ziegelindustrie zur weiter Verarbeitung gefördert worden. In dem angeschlossenen Brechwerk wurden die Steine in verschiedene Korngrößen gebrochen, gesiebt, gewogen und in Wagons der Bahn für den Abtransport verladen.
Der Abbau von Stein findet in diesen Tagebau bis heute statt, allerdings wurde die Förderstrecke zu den Gleisanlagen der Bahn sehr schnell nach der Wende in den 1990er Jahren still gelegt. Seit dem findet der Abtransport ausschließlich über die Straße statt.
Erinnerungsorte in Brandenburg-Fotografie und Gespräch, 2025
Der Begriff „Lost places“ ruft sofort Bilder im Kopf hervor, von faszinierenden, verlassen Orten mit verheißungsvoller Geschichte. Diese Orte sind aber auch Erinnerungsorte für Industrie- und Militärgeschichte, für Transformationsprozesse, politisch, ökonomisch und gesellschaftlich. Nicht zuletzt sind sie deshalb auch persönliche Erinnerungsorte für ehemalige Angestellte, Arbeiter:innen, Militärangehörige oder Nachbarn.
Tourenführer Holger Raschke und Fotograf Hassan Richter präsentieren Fotografien von Lost Places in Brandenburg aus ihren privaten Archiven. Die Veranstaltung, die in der Brandenburg. Ausstellung des Brandenburg Museums stattfindet, lädt dazu ein, sich über die Faszination und die Tragik des Verfalls aber auch über persönliche Bezüge und Erinnerungen auszutauschen.
Diese Fotos zeigen einen Landgasthof in Sachsen. Mit der Deindustrialisierung wurde er unrentabel, stand dann lange leer, war vergessen, bis er angezündet wurde. Die Diebe wollten damit ihre Spuren verwischen. Zuvor träumte jemand aus Italien davon, hierher Kunst und Kultur wieder zurückzubringen. Der Gasthof stirbt langsam und das mit Schönheit. Das Kneipensterben in den Industrieländern Europas und Nordamerikas spiegelt den Verlust von Kultur und Gemeinschaft in großen Teilen dieser Regionen wider. Es ist kein Ausdruck eines Wandels, sondern die Realität in einer Welt die mehr und mehr auf Rentabilität aufgebaut ist.
Die Fotos stammen aus verschiedenen verlassenen Industrieanlagen der ehemaligen DDR und aus Westdeutschland. Die Stilllegung personalintensiver Produktionsanlagen wurde zunächst im Westen Europas etabliert und nach 1989 auch in Osteuropa durchgesetzt. Das politische Werkzeug dafür war die Privatisierung staatlicher Unternehmen. Der Staat gab seine Brückenfunktion zwischen Kapital und Arbeit auf und machte die Märkte frei für die private Wirtschaft und den Finanzmarktkapitalismus. Infolgedessen verloren Gewerkschaften enorm an Einfluss. Gleichzeitig wurden Sozialleistungen gekürzt und die Asylgesetze aller 10 Jahre weiter verschärft.
In dieses Zeitfenster fällt die politische Wende in Ostdeutschland. Die quantitativ größte Welle von Privatisierungen gab es hier. Die Treuhandanstalt übertrug 13.000 Volkseigene Betriebe und mehr als 22.000 Geschäfte, Gaststätten und Hotels in private Hände, hinzu kamen mehr als 1.700 Apotheken und jeweils knapp 500 Buchhandlungen und Kinos. Dabei gingen knapp 80 Prozent der ehemaligen DDR-Wirtschaft an Westdeutsche, 14 Prozent an Ausländer:innen und lediglich sechs Prozent an ehemalige DDR-Bürgerinnen. Eingeleitet wurden diese Prozesse in der BRD unter der CDU Regierung Kohl. Auch mit der SPD Regierung von Schröder und der Mithilfe der Grünen unter Fischer wurden die Privatisierung und die Kürzungen im Sozialbereich weiter geführt.
Die Fotos stammen aus einer vergessenen Textilfabrik in Sachsen. Sie wurde überflüssig nach der Wiedervereinigung. Nicht nur in der DDR auch in Westdeutschland wurden Textilien des täglichen Bedarfs regional hergestellt. In der BRD ungefähr bis in die 1970er Jahre hinein.
Die wachsenden Lebensansprüche und Bedürfnisse der Menschen, die hier arbeiteten, veranlasste alle Firmen Ihre Produktion in Länder zu verlegen, in denen es eine größere Gewinnspanne mit der Produktion von Textilien gab und bis heute gibt.
Auch die Bilder von nackten Menschen an den Wänden, waren unter anderem ein Ausdruck von Freiheit, in einer Gesellschaft die sich im extremen Wandel befand.
Die Fotos entstanden in einer ehemaligen Produktionshalle des VEB Uhrenwerk Ruhla. Auch die vielen Büros, von Olaf Seins bis zur Verwaltung, konnten den Betrieb nicht mehr retten. Er wurde bestimmt auch durch die Aktengebirge, welche sich Jahrzehnte lang angesammelt hatten erdrückt.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs fertigen rund 10.000 Menschen vor allem Zünder-Uhrwerke für Flakgranaten. Nach der Besetzung Ruhlas am 8. April 1945 durch US-amerikanische Truppen wurde zunächst die Arbeit eingestellt und dann die gesamte Belegschaft entlassen. Am 1. Mai 1952 wurde das Unternehmen auf Beschluss der Regierung derUdSSR verstaatlicht.
In der DDR arbeiteten im Uhrenwerk über 10.000 Beschäftigte. Neben Uhren produzierte das Werk auch hochwertige Werkzeugmaschinen, sowie integrierte Schaltkreise.
Nach der Wende wurde das volkseigene Kombinat von der Treuhandanstalt in mehreren Teilen privatisiert. Aus dem VEB Uhrenwerk Ruhla gingen zunächst 40 neue Unternehmen hervor. Wenn überhaupt, überlebten wenige dieser Unternehmen bis heute.
Die Gebäude des heutigenUhrenmuseums und der Uhrenmontage wurde 2019 durch das Familienunternehmen PointTec der Familie Birk übernommen.
Der ostdeutsche Soziologe Steffen Mau stellt in seinem Buch „Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt“ fest, dass die Angleichung an das westdeutsche Lebensniveau wohl nicht mehr erfolgen wird. Die Vermögens- und Lohnsituation wird vermutlich bestehen bleiben. Die Mieten sind im Osten zwar günstiger, aber sie werden häufig an Eigentümer aus dem Westen gezahlt. Der Osten ist eine Schrumpfgesellschaft. Es leben heute da nur noch so viele Menschen wie im Jahr 1905.
Ich finde allerdings, dass es wichtig ist seine Analyse in einem globalen Rahmen zu sehen, denn weltweit kommt es zur Zentrierung der Wirtschaft und damit überall zu abgehangenen Regionen.
Die Wende fiel zeitgleich mit einer globalen wirtschaftlichen Veränderung zusammen. Die Öffnung der Märkte und die damit verbundene Multiplikation der Konkurrenz. Auch die Arbeitskräfte stehen damit in einer weltweiten Konkurrenz zueinander. Starke gewerkschaftliche Bewegungen wurden untergraben. Mit dieser Globalisierung kann auch die Entwicklung in Ostdeutschland erklärt werden. De facto war es auch so, dass im Osten die Konkurrenz einfach geschluckt werden konnte, weil die Währungsunion dafür den politischen Weg öffnete. Dann erst oder deshalb kam es zur demografischen Entwicklung/Abwanderung in den Neunzigern. Thematisiert wurde diese neue Situation damals durch den Aufstand der Zapatisten in Chiapas/Mexiko und später von der Antiglobalisierungsbewegung.
Das Foto „Schloss der Bilder, 2014“ zeigt die Bilder im Ballsaal. Im Jahr 2024 waren sie dann weg.
In der DDR waren solche Gebäude und Anlagen nicht in privaten Besitzt. Sie wurden oft zu Kindergärten, Lehrlingswohnheimen oder Mehrzweckgebäuden um funktioniert. Warum denken wir nicht im Allgemeinwohl? Wir überlassen alles privaten Investoren und Spekulanten. Wie krank dieses Denken ist, zeigt sich besonders im Gesundheitssystem. Bis 1992 durfte es hier keine Gewinnorientierung in beiden deutschen Staaten geben.
Vor der Wende habe ich bis 1999 hier gelebt. Ich war Mitglied im Dorf-Chor. Kurz zuvor sind wir noch als Chor im Saal aufgetreten. Und dann ging alles Abwärts! Schade, das schöne Schloss! Ist es nicht möglich, durch Fördermittel, Sponsoren usw. dieses Märchenschloss zu retten! Ich habe nur eine kleine Rente, aber Ideen und Helfen möchte ich gern. Hier, wo ich jetzt wohne in Baden-Württemberg, gibt es viele schöne Sehenswürdigkeiten und diese werden auch erhalten. So könnte ich es mir vorstellen.
Die Fotos zeigen ein ehemaliges und jetzt leer stehendes Reichsbahnausbesserungswerk. Sie waren die Reparaturwerke der DDR Staatsbahn. In jeder größeren Stadt waren sie zu finden. Die kompletten Ketten der industriellen Produktion sowie ein großer Teil des Berufsverkehrs wurde in der DDR mit der Bahn bewältigt. LKW Verkehr gab es für die Verteilung in Kaufhallen und Läden in der näheren Umgebung. Nur wenige sind mit dem eigenen Auto zur Arbeit gefahren.
Für eine Klimawende ist der Ausbau und die Vergesellschaftung der Bahn und damit der Aufbau solcher Reparaturwerke unumgänglich.
Einfach so gewinnorientiert mit neuen Ressourcen verschlingenden Technologien weiterzuproduzieren, bestätigt die Ignoranz unserer Konsum orientierten Gesellschaft. Zu Gunsten kurzfristiger Kapitalgewinne missachten wir wissenschaftliche Fakten. Das ist die vielleicht größte Bedrohung einer freiheitlichen Demokratie.
Zu dem Tanzsaal gehörte noch eine Kneipe. Ein Lost Place in Thüringen, seit den 1990er Jahren. Noch vor drei Jahrzehnten wurde hier gesungen, gestritten, gelacht und geweint. Die Sockelbemalung des Tanzsaals erinnert mich an die Bierlasur. Eine in Vergessenheit geratene Handwerkskunst, mit der eine edle Maserung auf Möbel imitiert wurde. Heute wird in dem Dorf nur noch geschlafen, selbst die Kinder werden mit in die Stadt gekarrt.
An der Landwirtschaft wird viel mehr verdient als mit der Landwirtschaft
Niemand, wirklich niemand ist heute mehr „Herr“ oder „Herrin“ auf seinem Land. Aber manche profitieren von dem System, in dem bis zu 50 Prozent des Einkommens dem Bereich der Subventionen zugerechnet sind, und manche fallen ihm zum Opfer. So kommt es, dass dieselben Leute, die mit Tränen in den Augen von der unerträglichen Belastung des Bauernstandes sprechen, ungerührt dem Sterben des Nachbarhofes zusehen, der eben halt nicht „wirtschaftlich“ genug war: selber schuld. Und die Geier des Landgrabbings – die Nachbarn, die wachsen statt weichen, die Immobilienfirmen, die auf dem Land längst das Sagen haben, die Banken, die Agrarindustrie –, sie alle warten schon auf die Beute. An der
Landwirtschaft wird viel mehr verdient als mit der Landwirtschaft. Und das allseits scheinheilig beklagte „Höfesterben“ ist die einzig mögliche Voraussetzung für das einzig akzeptierte und am Ende doch immer suizidale Prinzip: Wachstum.
Der Text basiert auf einem Artikel von Georg Seeßlen.
Völlig überraschend wurde 1954 die Fußballer der BRD Weltmeister. Die Fahrt der Mannschaft im Weltmeisterzug von Bern nach München wurde immer wieder von überglücklichen Fans, die sich auf die Gleise stellten unterbrochen. Heute steht der Zug auf einem Abstellgleis der Deutschen Bahn und rostet vor sich hin.
Ich möchte mit diesem Bild meine Solidarität denjenigen gegenüber zum Ausdruck bringen, die im Januar 2024 für mehr Solidarität in der Gesellschaft auf die Straße gegangen sind. Solidarität und die Idee eine gerechter, klassenfreien Gesellschaft sind die beste Medizin gegen Rechtsruck und Autokratie. Die Beteiligung an Kriegen und die Befürwortung militärischer Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung, die erpresserischen Migrationsabkommen mit afrikanischen Staaten, die Kostenexplosionen in allen Bereichen des Lebens und gleichzeitig die Einsparungen im sozialen Bereichen rollen der AFD den roten Teppich aus. Noch nie war in der Geschichte der BRD eine vermeintlich linke Regierung so weit Rechts außen.
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