Midissage Fotoausstellung

vergessene Orte, lichte Momente

Vergessen Orte, lichte Momente in der Lungenpraxis Waldstadt

Verfall steht sinnbildlich für den problematischen Umgang des modernen Menschen mit seiner eigenen Geschichte und dokumentiert einerseits die heutige Schnelllebigkeit und seine Vergänglichkeit als auch Verdrängungsprozesse, d.h. den menschlichen Unwillen, ein differenziertes Bild der Geschichte herzustellen und zu bewahren.

Die aktuelle Kamera

Wir sehen auf dem Foto durch einen stark einsturzgefährdeten Fensterbogen in einen Tanzsaal, der ebenfalls einzustürzen droht. Der Rahmen des Fensters ist verbrannt. Der verkohlte Fenstersturz biegt sich sanft unter der ihm aufgetragenen Last. In dem Tanzsaal sehen wir eine Bühne mit einem großen Bühnenbild. Es zeigt Dresden mit Blick über die Elbe auf das Schloss vor etwa 100 Jahren. Links sind Fenster und ein sehr großer Spiegel. Auf der rechten Seite steht ein langer leerer Kleiderständer.
Bühne frei, 2023
Saal Fatal, 2023
Saal Fatal 2023
Das Foto zeigt einen 3 Meter hohen Holzofen zwischen einer weinrot gepolsterten Sitzbank und einer Tür in einem verlassenen und vergessenen Landgasthof. Die Sonnenstrahlen treffen auf dem verwüsteten Fußboden kurz neben dem runden Tisch, auf dem Mitropa Geschirr steht.
Brand Staub, 2023
Stuhlparade, 2023
Kartoffelbrei, 2023
Der Mensch, 2023
Auf dem Foto ist ein Bürozimmer mit einem Schreibtisch aus Holz und einem Holzstuhl auf der einen Seite zu sehen. Auf der anderen Seite steht ein Holzstuhl, auf dem ein Stapel Bücher liegen. Dahinter ist ein Regal mit Büchern, die schräg und schon eingeknickt aneinander lehnen. Vor dem Fenster zwischen dem Stuhl mit dem Bücherstapel und dem Schreibtisch hängen in langen Bahnen die Tapete herunter. Das Büro ist wahrscheinlich während einer Steuererklärung fluchtartig verlassen worden.
Büro Fatal, 2023
Das Szenario auf dem Foto erweckt den Eindruck, dass die Küche hektisch verlassen worden ist. Später geriet sie in Vergessenheit. Der große Tisch mittig im Bild ist übersät von großen Farbflächen, die wie welkes Laub von der Decke blättern. Die Wand ist blau gemalter und die Türen zum Flur und zum Schlafzimmer stehen offen. Die Oberfläche des furnierten alten Tisches ist stark aufgebrochen und wellt sich extrem nach oben. Hinter den Tisch können wir die Teller Tassen und Gläser im Küchenschrank sehen.
Sachsens Italien, 2023
Das Foto zeigt ein Bad, was offensichtlich vor langer Zeit schnell, vielleicht fluchtartig verlassen worden ist. Links neben der Badewanne hängt ein Handtuch und ein rotes Kleid. Auf dem rechten Badewannenrand stehen verschiedene Waschutensilien. Rechts am Bildrand sehen wir das eingestaubte Waschbecken mit zwei Einwegrasierern, darüber ein Glasregal auf dem die abgeblätterte Tapete liegt. Auch über der Badewannen hängt über den grau schmutzigen Fliesen die Tapete herunter.
Badeanstalt, 2023
Künstlerresidenz, 2023

Diese Fotos zeigen einen Landgasthof in Sachsen. Mit der Deindustrialisierung wurde er unrentabel, stand dann lange leer, war vergessen, bis er angezündet wurde.
Die Diebe wollten damit ihre Spuren verwischen. Zuvor träumte jemand aus Italien davon, hierher Kunst und Kultur wieder zurückzubringen.
Der Gasthof stirbt langsam und das mit Schönheit.
Das Kneipensterben in den Industrieländern Europas und Nordamerikas spiegelt den Verlust von Kultur und Gemeinschaft in großen Teilen dieser Regionen wider. Es ist kein Ausdruck eines Wandels, sondern die Realität in einer Welt die mehr und mehr auf Rentabilität aufgebaut ist.

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Das Foto zeigt drei Multicar M 25 frontal auf die Fahrzeugkabine vor einer alten Betonwand auf einer Betonfläche aus der dicken Grasbüschel wachsen. An den großen Frontscheiben breitet sich Moos aus und die Ladeflächen beherbergen Vogelnester.
Drei Multicar M25, 2024

Die Multicar M25 stehen irgendwo im vergessenen Land Brandenburg.
Er hat eine interessante Geschichte und ist ein faszinierendes Beispiel für die Automobilproduktion in der DDR. Seine Beliebtheit, insbesondere in Ostdeutschland, zeigt, wie nostalgisch viele Menschen mit diesem Fahrzeug verbunden sind. Die Auszeichnungen, die der M25 auf der Leipziger Herbstmesse 1978 erhielt, unterstreichen die Qualität und Innovation, die in das Design und die Technik des Fahrzeugs eingeflossen sind.

Die Kombination aus einer Nutzlast von 2 Tonnen und der komfortablen Ausstattung auf PKW-Standard machte den M25 zu einem praktischen und gleichzeitig angenehmen Arbeitsgerät. Verbesserungen an verschiedenen Bauteilen trugen dazu bei, dass der M25 als Spitzenprodukt in der DDR galt und bis zur Wende ca. 100000 Stück produziert wurden.

Es ist beeindruckend, dass die Multicar GmbH trotz der Widrigkeiten nach der Wende überlebt hat und heute als Teil der Hako Werke fortbesteht. Der M25 bleibt ein Symbol für die Ingenieurskunst und die Geschichte der Automobilindustrie in der ehemaligen DDR.

Die aktuelle Kamera

Nähmaschine, 2024
Sicherungen für alle, 2024
Schwere Garderobe, 2024
Nackt, 2024
Zettelwirtschaft, 2024

Die Fotos stammen aus einer vergessenen Textilfabrik in Sachsen. Sie wurde überflüssig nach der Wiedervereinigung. Nicht nur in der DDR auch in Westdeutschland wurden Textilien des täglichen Bedarfs regional hergestellt. In der BRD ungefähr bis in die 1970er Jahre hinein.

Die wachsenden Lebensansprüche und Bedürfnisse der Menschen, die hier arbeiteten, veranlasste alle Firmen Ihre Produktion in Länder zu verlegen, in denen es eine größere Gewinnspanne mit der Produktion von Textilien gab und bis heute gibt.


Auch die Bilder von nackten Menschen an den Wänden, waren unter anderem ein Ausdruck von Freiheit, in einer Gesellschaft die sich im extremen Wandel befand.

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Die aktuelle Kamera

Themroc, Rock Them, 2024
Büro Olaf Z. 2024
Büro Bernd H. 2024
Liebes Büro, 2023
Lieber Schreibtisch, 2023
Verwaltung, 2023
Aktengebirge, 2023
Architekten Zeichentisch, 2024
Regalnummer Zwölf, 2024
Armbanduhren Ziffernblätter, 2024

Die Fotos entstanden in einer ehemaligen Produktionshalle des VEB Uhrenwerk Ruhla. Auch die vielen Büros, von Olaf Seins bis zur Verwaltung, konnten den Betrieb nicht mehr retten. Er wurde bestimmt auch durch die Aktengebirge, welche sich Jahrzehnte lang angesammelt hatten erdrückt.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs fertigen rund 10.000 Menschen vor allem Zünder-Uhrwerke für Flakgranaten. Nach der Besetzung Ruhlas am 8. April 1945 durch US-amerikanische Truppen wurde zunächst die Arbeit eingestellt und dann die gesamte Belegschaft entlassen. Am 1. Mai 1952 wurde das Unternehmen auf Beschluss der Regierung der UdSSR verstaatlicht.

In der DDR arbeiteten im Uhrenwerk über 10.000 Beschäftigte. Neben Uhren produzierte das Werk auch hochwertige Werkzeugmaschinen, sowie integrierte Schaltkreise.

Nach der Wende wurde das volkseigene Kombinat von der Treuhandanstalt in mehreren Teilen privatisiert. Aus dem VEB Uhrenwerk Ruhla gingen zunächst 40 neue Unternehmen hervor. Wenn überhaupt, überlebten wenige dieser Unternehmen bis heute.

Die Gebäude des heutigen Uhrenmuseums und der Uhrenmontage wurde 2019 durch das Familienunternehmen PointTec der Familie Birk übernommen.

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