Die aktuelle Kamera

Auf dem Foto ist eine lange Flucht im Inneren einer Fabrikhalle zu sehen. Sie hat ein gewölbtes Dach, Oberlichtfenster in der Mitte und Fabrikfenster auf beiden Seite. Durch die Fenster auf der rechten Seite scheint die Abendsonne. Im Vordergrund auf der linken Seite steht ein Stuhl.
Zurück in die Zukunft, 2009
Zeitumstellung, 2024
Phasenverschieber, 2020
Auf dem Foto ist eine alte, gemauerte Wand einer verlassenen Fabrik zu sehen. Die Ziegelsteine sind von der Zeit gezeichnet, mit Spuren von Verwitterung und Moos, die ihnen einen rauen, aber faszinierenden Charakter verleihen. Nicht ganz mittig steht ein massiver Pfeiler, der sich vor der Wand erhebt und einen Teil der Sicht verdeckt. Hinter diesem Pfeiler ist eine Tür zu erkennen, die jedoch vollständig zugemauert wurde, als ob sie ein Geheimnis verbirgt oder eine längst vergessene Geschichte erzählt. An mehreren Stellen der Wand brechen Farne durch die Ritzen der Ziegel hervor, als ob die Natur sich ihren Raum zurückerobert. Diese grünen Pflanzen verleihen der Szenerie einen Hauch von Leben und Hoffnung inmitten der stummen Zeugen industrieller Vergangenheit.
Wandbegrünung, 2024
Das Trio, 2023
Auf dem Foto ist ein Flur in einer ehemaligen Textilfabrik zu sehen. Der Putz bröckelt von den Wänden. Die Abendsonne scheint durch die kaputten Fenster auf der rechten Seite. Der Flur ist vollständig mit großen Farnen bewachsen, nur in der Mitte ist ein kleiner Trampelpfad, der von einer Firma genutzt wird, die hier noch Lagerräume benutzen.
Pflanzenlehrpfad IV, 2012
Dreigang Schaltwerk, 2021
Zimmerpflanze, 2015

Die Fotos stammen aus verschiedenen verlassenen Industrieanlagen der ehemaligen DDR und aus Westdeutschland. Die Stilllegung personalintensiver Produktionsanlagen wurde zunächst im Westen Europas etabliert und nach 1989 auch in Osteuropa durchgesetzt. Das politische Werkzeug dafür war die Privatisierung staatlicher Unternehmen. Der Staat gab seine Brückenfunktion zwischen Kapital und Arbeit auf und machte die Märkte frei für die private Wirtschaft und den Finanzmarktkapitalismus.
Infolgedessen verloren Gewerkschaften enorm an Einfluss. Gleichzeitig wurden Sozialleistungen gekürzt und die Asylgesetze aller 10 Jahre weiter verschärft.

In der BRD ist seit den 1980er Jahren die Lufthansa, die Salzgitter AG, die Vereinigten Industrieunternehmen AG (VIAG), Volkswagen, VEBA, das Fernsehen, die Energie- und Wasserversorgung, die Bahn, die Telekommunikation, die Post und das Gesundheitswesen (teil-)privatisiert worden.
Die prominentesten europäischen Beispiele sind die Privatisierung des Industriekonzern BP und Renault.

In dieses Zeitfenster fällt die politische Wende in Ostdeutschland.
Die quantitativ größte Welle von Privatisierungen gab es hier. Die Treuhandanstalt übertrug 13.000 Volkseigene Betriebe und mehr als 22.000 Geschäfte, Gaststätten und Hotels in private Hände, hinzu kamen mehr als 1.700 Apotheken und jeweils knapp 500 Buchhandlungen und Kinos. Dabei gingen knapp 80 Prozent der ehemaligen DDR-Wirtschaft an Westdeutsche, 14 Prozent an Ausländer:innen und lediglich sechs Prozent an ehemalige DDR-Bürgerinnen.
Eingeleitet wurden diese Prozesse in der BRD unter der CDU Regierung Kohl. Auch mit der SPD Regierung von Schröder und der Mithilfe der Grünen unter Fischer wurden die Privatisierung und die Kürzungen im Sozialbereich weiter geführt.