Die aktuelle Kamera

Das Foto zeigt eine verlassene Fabrikhalle im Sonnenuntergang. Die Dachaufbauten für den Lichteinfall neigen sich in die Halle hinein. Der rote Klinkerbau ist umgeben von Gebüschen und Bäumen, die ihn eines Tages überdecken werden.
Gießerei, 2023
Die verlassene Werkhalle der Gießerei strahlt noch einmal in der Abendsonne des Herbstes. Im Dach befinden sich viele Löcher, durch die das Licht fällt. Überall stehen Maschinen und Gusseisenteile herum. Alles ist angerostet und steht verloren da.
Werkhalle, 2023
Das Foto zeigt Aluminiumgussformen von Rädern für Dampflokomotiven. Sie sind Blau und Rot. Sie lehnen auf Paletten aneinander in einer Werkhalle, die schon lange verlassen ist.
Negativräder, 2023

Diese verlassene Gießerei gehörte zur Deutschen Reichsbahn. Bis 1990 war das einer der größten Arbeitgeber in der DDR.

Die kompletten Produktionsketten der industriellen Produktion sowie ein großer Teil des Berufsverkehrs wurde damals mit der Bahn bewältigt. LKW Verkehr gab es für die Verteilung in Kaufhallen und Läden in der näheren Umgebung. Nur wenige sind mit dem eigenen Auto zur Arbeit gefahren.

Es war eine politische Entscheidung den Verkehr auf die Straße zu legen und Zollfreiheit mit Freihandelsabkommen für die industrielle Produktion zu ermöglichen. Damit ist die dreckige und händische Arbeit für uns verschwunden.

Die aktuelle Kamera

Das Foto zeigt einen roten Stuhl auf einem Dachboden. Links und rechts neben dem Stuhl hängen weiße gemusterte Gardinen, so wie Raumteiler. Dahinter scheint Sonne durch ein Dachfenster. Eine Metalltonne ist zu erkennen. Dachziegel liegen gestapelt in der Dachschräge.
Das Versteck, 2023

Dieses Versteck habe ich auf dem Dachboden eines leer stehenden Hauses in Apolda entdeckt. Die Abgeschiedenheit dieses lost place, macht es zu einem besonderen Versteck. Es sind einige Zäune und Treppen zu überwinden, um an diesen Ort zu gelangen.

Versteck spielen oder sich verstecken, hat bei Kindern eine große Bedeutung, aber auch und gerade in der Welt der Erwachsenen wird sich oft versteckt. Immerhin gibt es in einer Gesellschaft und einer Situation, die nichts Gutes an sich hat, noch die Möglichkeit sich zu verstecken. Wer keine Möglichkeit mehr hat sich z.B. vor einem Krieg zu verstecken, der muss in der Hölle leben.

Die aktuelle Kamera

Das Foto zeigt eine Hausansicht eine des Gasthofes "Zur guten Hoffnung". Der Rauputz der Fassade ist ungepflegt und die Eingangstür aus massivem dunklen Holz wird wohl nicht oft benutzt.
Hoffnung, 2024

Diese Kneipe in Sachsen steht seit langen leer. Sie trägt bestimmt nicht umsonst ihren Namen.

Ala Dakka arbeitet als Schauspieler und Dramatiker. Er wurde 1994 als Kind muslimischer Eltern in Beer Sheva geboren und wuchs in einer jüdisch geprägten Umgebung auf.

Als ein Palästinenser, der hier lebt, sage ich Ihnen: Das Trauma, das diese Ereignisse ausgelöst haben, ist enorm. Mir scheint, dass die internationalen Medien blind dafür sind. Aber ich erlebe auch die Blindheit eines Teils der jüdischen Gesellschaft hier gegenüber dem, was gerade in Gaza passiert. Gaza ist jetzt ein Schlachthaus. Es ist brutal. Es ist schrecklich. Es ist unbeschreiblich!

Hoffnung ist das Schlüsselwort. Wenn die Palästinenser Hoffnung haben können auf Freiheit und Selbstbestimmung, dann glaube ich, dass es Frieden geben kann.

Ich glaube der Wille zum Frieden und Diplomatie sind genauso wichtig.

Die aktuelle Kamera

Verdrängungskampf der Gewinner, 2024
Das Bild zeigt eine Eisblume an einem sehr alten Holzfenster. Der farbenfrohe Vorhang des Fensters auf der linken Seite ist verschlissen. Auf dem Fensterbrett liegt abgeblätterte Farbe und so kleiner Krimskrams.
Regionalblume, 2024
Planwirtschaft auf Blümchentapete, 2024
Kalte Aussicht, 2024

Die Fotos sind in einer verlassenen Dorfkneipe in Thüringen aufgenommen worden. Ein Tanzsaal gehörte auch noch dazu. Die Stühle stehen schon lange unberührt in der Ecke. Planwirtschaft und Blümchentapete passte damals zu DDR Zeiten wohl auch zusammen. Heute ist das Dorf zu einem Schlafzimmer geworden. Neue Straßen mit Einfamilienhäusern quetschen sich zwischen großen Feldern und Höfen, die leblos erscheinen.

Ich wäre so gern auf der Seite der Bauern. Aber sie machen es mir verdammt schwer. Die Demos zeigen die Politik im Dienste der Gewinner mit den Verlierern als Propagandamaterial. Der Widerspruch zwischen den Gewinnern und den Verlierern der Landwirtschaftspolitik in Europa und ganz besonders in Deutschland hat sich in den letzten Jahren noch einmal verschärft. Die Gewinner verzeichnen in der Periode der Teuerung geradezu sprunghaft steigende Einkommen, die Verlierer kämpfen noch verzweifelter um Überleben und Kontinuität. Und
so kommt man um eine Beobachtung nicht herum: Es geht nicht nur darum „die Politik“ (insbesondere die „grüne“ und „rote“ Fraktion) und das
überhebliche Stadtvolk zu provozieren, es geht auch um einen nicht erklärten Machtkampf innerhalb der organisierten Bauernschaft. Und es
geht, wenn man die Parolen und das Gerät näher betrachtet, auf denen sie durch die Straßen bewegt werden, um einen Verdrängungskampf der Gewinner gegen die Verlierer. Die makro- gegen die mikroökonomischen Aspekte, einen Verdrängungskampf zwischen Ökonomie und Ökologie.

Wir sind nicht hilflos und können uns für eine bessere Landwirtschaftspolitik einsetzten, in denen mikroökonomische Aspekte dominieren und nicht das Wachstum. Es gibt viele Initiativen, die das machen und die müssen wir stärken und unterstützen.

Das geschrieben hier ist stark inspiriert von Georg Seeßlen der einen Artikel über die Bauernproteste veröffentlicht hat.

Die aktuelle Kamera

Das Foto zeigt einen Tanzsaal mit einer Theaterbühne, der verlassen ist. Die Vorhänge auf der linken Seite sind verschlissen und hängen traurig an den Seiten ihrer Fenster. Das Sonnenlicht der Wintersonne fällt flach in den Saal und leuchtet auf dem Parkettfußboden.
Tanzboden & Theaterbühne, 2024
Das Foto zeigt ein altes Holzfenster mit einfacher Verglasung. Auf dem Glas haben sich Eisblumen gebildet. Die Vorhänge links und rechts sind verschlissen und hängen in Streifen traurig an den Seiten ihrer Fenster. Die Wintersonne strahlt sie fröhlich an, sodass sie noch einmal ihre prächtigen Farben zeigen.
Eisblume, 2024
Auf dem Foto ist eine zweiarmige Retro DDR Wandlampe zu sehen. Ihre gelb weißen Glasschirme zeigen nach unten. Sie sind von einst goldenen Haltern eingefasst. Heute werden sie von alten Spinnenweben umgarnt.
Doppelt Licht, 2024

Das Foto zeigt einen verlassenen Tanzsaal in einem Dorf in Thüringen. Zum Saal gehörte noch eine Kneipe, die wahrscheinlich bis in die 1990er Jahre täglich betrieben wurde. Seit langen ist sie schon ein Lost Place. Die Vorhänge zeigen noch einmal im Licht der kalten Wintersonne ihre prächtigen Farben neben den Eisblumen an den Holzfenstern. Die Wände sind schön getüncht in den warmen Farben einer Bierlasur. Eine längst vergessen Designidee aus der DDR.

Ich veröffentliche hier über drei Etappen Auszüge aus einem Artikel von Georg Seeßlen über die aktuellen Bauernproteste. Der beste Beitrag, den ich dazu gelesen habe und er spricht mir aus dem Herzen, wen er sagt: Ich wäre so gern auf der Seite der Bauern. Aber sie machen es mir verteufelt schwer.

In den 60er und 70er Jahren öffneten sich die Grenzen zwischen den beiden einst so konträren Kulturen „aufm Land“ und „in der Stadt“: Bauernkinder konnten nun auch etwas anderes studieren als Theologie und wurden, zum Beispiel, Redakteure, Filmemacherinnen, Kulturwissenschaftler. Auf der anderen Seite zogen junge Menschen aus den Städten aufs Land. Und neben ein mehr oder weniger tolerantes Befremden trat hier und da immer auch eine freundlichere, eine Arbeits-Verbindung. Man konnte sich nicht nur bei der freiwilligen Feuerwehr und in der Dorfdisco treffen, sondern auch auf Versammlungen, in denen es um Natur und Ökologie ging. Linksliberales und „grünes“ Gedankengut sickerte in die gemeinsame Kultur (Nicht, dass es nicht auch zu heftigen Reibereien und der einen oder anderen Familientragödie gekommen wäre.) Schließlich war in der Partei mit dem Namen „Die Grünen“ ja sogar eine politische Organisation entstanden, die versprach, ein gemeinsames Projekt für die Zukunft zu repräsentieren, in dem die Interessen derer, die das tägliche Brot erzeugen, und derer, die es benötigen, sich miteinander verbinden würden.

Doch aus der kleinen Utopie einer neuen Verbindung von Stadt und Land wurde nichts. Denn in dieser dominieren die mikro-ökonomischen Aspekte, und das war gegen die Interessen der Banken, der Landwirtschaftstechnik, der chemischen Industrie, der Immobilienhändler. Der Zwang zum Wachstum bedeutet immer auch den Zwang zur Verschuldung gegenüber diesen Playern. Wenn man sich fragen kann, wie viel an Wert, wie viel an PS (unter 250 ist man ein Schwächling) sich bei den Protesten durch die Straßen bewegen, kann man sich ebenso fragen, wie viel an Verschuldung sich da bewegt. Und deswegen sind auch bei den scheinbaren Gewinnern Ängste, Überforderungen und gesundheitliche Schäden an der Tagesordnung.

In meinem Dorf gab es noch zu Beginn der 80er Jahre: zwei Bäckereien, vier Wirtshäuser, darunter eines mit Tanzboden und Theaterbühne, einen Friseur, ein Postamt, einen Lebensmittel- und einen „Gemischtwarenladen“, zwei Schmiede, zwei Zimmereien, einen Arzt und einen Zahnarzt, sogar einen Dorfpoeten gab es, einen Pfarrer, eine Gemeindebibliothek mit einer angeschlossenen kleinen Wunderkammer, in der Fundstücke zur Regionalgeschichte einzusehen waren, einen Förster, eine Gemeindewiese mit Bänken, zwei Bankfilialen, ein Bürgermeisteramt, einen Gemeindediener. Von alledem ist nur geblieben: die Raiffeisenbank-Filiale, und auch die nur, weil sich in ihr praktischerweise auch Immobilien- und Versicherungsgeschäfte tätigen lassen.