Zahlreiche Glasfabriken sind in den 1990er Jahren Insolvenz gegangen, aber nicht nur in Ostdeutschland. Auch in Westdeutschland wie hier in Bayern sind traditionelle Unternehmen Pleite gegangen. Die Gründe sind oft vielschichtig. Bei dieser Fabrik waren es ein Investitionsstau, steigende Energie- und Produktionskosten, die Öffnung der osteuropäischen Ländergrenzen und die damit zusätzliche Konkurrenz. Zudem gab es Berichte über Altlasten, wie mit Blei und Arsen belastete Böden, die ebenfalls zu den Problemen beitrugen.
Trotzdem ist Deutschland heute einer der größten Glasproduzenten in Europa und spielt eine wichtige Rolle in der globalen Glasindustrie. Interessant finde ich, dass die Prozessschritte des Glasproduktes von der Gemengebereitung bis zur Verpackung eines verkaufsfähigen Glases heute immer noch innerhalb eines Glaswerkes verankert sind.
Die Fotos stammen aus verschiedenen verlassenen Industrieanlagen der ehemaligen DDR und aus Westdeutschland. Die Stilllegung personalintensiver Produktionsanlagen wurde zunächst im Westen Europas etabliert und nach 1989 auch in Osteuropa durchgesetzt. Das politische Werkzeug dafür war die Privatisierung staatlicher Unternehmen. Der Staat gab seine Brückenfunktion zwischen Kapital und Arbeit auf und machte die Märkte frei für die private Wirtschaft und den Finanzmarktkapitalismus. Infolgedessen verloren Gewerkschaften enorm an Einfluss. Gleichzeitig wurden Sozialleistungen gekürzt und die Asylgesetze aller 10 Jahre weiter verschärft.
In dieses Zeitfenster fällt die politische Wende in Ostdeutschland. Die quantitativ größte Welle von Privatisierungen gab es hier. Die Treuhandanstalt übertrug 13.000 Volkseigene Betriebe und mehr als 22.000 Geschäfte, Gaststätten und Hotels in private Hände, hinzu kamen mehr als 1.700 Apotheken und jeweils knapp 500 Buchhandlungen und Kinos. Dabei gingen knapp 80 Prozent der ehemaligen DDR-Wirtschaft an Westdeutsche, 14 Prozent an Ausländer:innen und lediglich sechs Prozent an ehemalige DDR-Bürgerinnen. Eingeleitet wurden diese Prozesse in der BRD unter der CDU Regierung Kohl. Auch mit der SPD Regierung von Schröder und der Mithilfe der Grünen unter Fischer wurden die Privatisierung und die Kürzungen im Sozialbereich weiter geführt.
Die Fotos sind aktuelle Aufnahmen eines leer stehenden Schlosses in Ostdeutschland. Es ist ein verwunschener Ort geworden, der heute vom Efeu beherrscht wird. Bis in die 1990er Jahre wurde hier für das Allgemeinwohl gewirtschaftet. Dann ist alles zusammen gebrochen. Seit dem warten alle auf irgendwelche Investoren, die immer im Eigeninteresse handeln. Eine alternative dazu könnten Bürgerräte sein.
Lobby- und Interessengruppen haben keinen Platz in diesen Diskussionsrunden der Kleingruppen. In den Bürgerräten sollen Vorschläge für aktuelle politische Fragen entwickelt werden, die im Alltag der Menschen eine Rolle spielen. Ihre Empfehlungen können der Politik als Kompass für anstehende Entscheidungen dienen.
Der ostdeutsche Soziologe Steffen Mau stellt in seinem Buch „Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt“ fest, dass die Angleichung an das westdeutsche Lebensniveau wohl nicht mehr erfolgen wird. Die Vermögens- und Lohnsituation wird vermutlich bestehen bleiben. Die Mieten sind im Osten zwar günstiger, aber sie werden häufig an Eigentümer aus dem Westen gezahlt. Der Osten ist eine Schrumpfgesellschaft. Es leben heute da nur noch so viele Menschen wie im Jahr 1905.
Ich finde allerdings, dass es wichtig ist seine Analyse in einem globalen Rahmen zu sehen, denn weltweit kommt es zur Zentrierung der Wirtschaft und damit überall zu abgehangenen Regionen.
Die Wende fiel zeitgleich mit einer globalen wirtschaftlichen Veränderung zusammen. Die Öffnung der Märkte und die damit verbundene Multiplikation der Konkurrenz. Auch die Arbeitskräfte stehen damit in einer weltweiten Konkurrenz zueinander. Starke gewerkschaftliche Bewegungen wurden untergraben. Mit dieser Globalisierung kann auch die Entwicklung in Ostdeutschland erklärt werden. De facto war es auch so, dass im Osten die Konkurrenz einfach geschluckt werden konnte, weil die Währungsunion dafür den politischen Weg öffnete. Dann erst oder deshalb kam es zur demografischen Entwicklung/Abwanderung in den Neunzigern. Thematisiert wurde diese neue Situation damals durch den Aufstand der Zapatisten in Chiapas/Mexiko und später von der Antiglobalisierungsbewegung.
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