Rheinsberg, Hendrik Schink, 14.05.2022
Ich bin 61 Jahre alt. Ich habe Keramiker in Rheinsberg in der Keramikfabrik gelernt und habe in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Die Keramikfabrik hat fast ausschließlich Teekannen für den internationalen Markt hergestellt. Dann habe ich in Halle an der Burg Giebichenstein studiert. Ich kam zurück und die Wende war da. Alles war anders als vorher. Ich bin dann noch zwei Jahre als Chef der Weiterentwicklung unterwegs gewesen und dann hab ich mich selbständig als freiberuflicher Keramiker und Porzellangestalter gemacht.
Die Keramikfabrik in Rheinsberg war ein Teil des großen Verbundes des Kombinats Feinkeramik Kahle in Thüringen. Es wurde sehr viel für den westlichen Markt produziert. Alle zwei Wochen kam ein Tieflader aus Holland. Es zählte die Masse und es wurde in Tonnen abgerechnet. Es war Großproduktion.
1990 brach der Markt zusammen. Wir sind in dem Jahr zur Leipziger Messe gefahren, als neue Firma schon. Dort haben wir versucht, unsere neuen Produkte in der Blechbüchse (Kaufhaus in Leipzig) anzubieten. Die Dinge, die wir gemacht haben, waren ja gut. Dort ist mir von der Einkaufsleiterin gesagt worden: „Wissen sie es ist mir von der neuen Geschäftsleitung verboten worden Ostprodukte einzukaufen“ Das war natürlich ein großer Schlag ins Kontor, weil wir damit die letzten Großabnehmer verloren haben. Dann mussten wir uns rappeln. Es war so, dass wir dann auf Kleinserien gingen. Das war gut, wir haben unheimlich viel Neuentwicklungen gemacht, die wir 20 Jahre vorher nicht geschafft haben und machen konnten. Es hat uns kein BWLer oder Parteifunktionär dazwischen gequatscht. Wir konnten dann endlich mal machen. Dann kam die Treuhand aufs Tapet und meinten, da müssen jetzt neue Besitzverhältnisse kommen. Das war auch so und dann hat er das ganze Ding für einen Apfel und ein Ei zurückbekommen.