Die aktuelle Kamera

Das Foto zeigt die Gutenbergstraße 1992 in Potsdam. Die Perspektive reicht bis in das Holländische Viertel hinein. Die vier Menschen auf dem Foto sind sogenannter Investoren mit Personal aus dem Magistrat bei einer vor Ort Besichtigung. Der Putz fällt von den Häuserfassaden. Das rechte Haus mit der Nummer 22 ist bunt bemalt. Auf der linken Seite der Straße werden Rohleitungen neu verlegt. Über der Straße hängt ein Transparent mit der Aufschrift: Die schwarze Diktatur, sozialer Kahlschag mit System!
Diktatur des Systems Gutenbergstr. 95/22, Potsdam 1992

Das Foto zeigt die Gutenbergstraße in Potsdam 1992. Das vordere Haus auf der rechten Seite hat die Hausnummer 22. Die vier Menschen auf dem Foto sind sogenannter Investoren mit Personal aus dem Magistrat bei einer vor Ort Besichtigung.

Die kommenden gesellschaftlichen Veränderungen wollten wir zwar klar als Antifaschist*innen angehen, aber uns nicht ausschließlich mit den faschistischen Tendenzen in der Gesellschaft beschäftigen. Wir wollten offen sein und die Ursachen hierfür benennen und in laufende Kämpfe eingreife. Das heißt die massenhaften Entlassungen, Mieterhöhungen, den sich anbahnenden Industrieabbau, die radikalen Einschränkungen im öffentlichen Verkehr. All das verstärkte die dumpfen Tendenzen in der Gesellschaft. Dem versuchten wir etwas Positives mit unserer Hausbesetzerkultur entgegen zu setzten, abseits von Massenkonsum und die in Gang gesetzte Vereinzelung durch die Entlassungen, Auslagerungen und Aufspaltung der großen Betriebe. Unsere Idee war eine Art anderen Weg zwischen dem Modell des Westens und der DDR.

Die aktuelle Kamera

Dortustraße 65, Potsdam 1991

Die Dortustraße 65 in Potsdam wurde am 10.12.1989 öffentlich besetzt. Die meisten hatten keine eigene Wohnung und wohnten irgendwie, irgendwo mit. Wir waren gut organisiert. Im Angesicht der radikalen Veränderungen nach der Maueröffnung wollten wir als Gruppe besser agieren können. Hinter dem Spaß am zusammen leben, gab es bei uns auch den Willen eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Wir wollten den Westen nicht, aber auch keine Neuauflage der DDR-Autokratie. Zumindest war die Idee nicht verschwunden, wenn auch weiter weg gerückt durch die plötzliche Maueröffnung.