Berufsschule adé, 2022

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Mit dem Industrieabbau der 1990 Jahre sterben die Berufsschulen und auch die allgemeinbildenden Schulen vor allem in den Kleinstädten. Hier eine ehemalige Berufsschule für Gartenbau in Thüringen. Fotografiert im Jahr 2022.

Insgesamt 40 Prozent der allgemeinbildenden Schulen wurden seit Anfang der 90er-Jahre in Thüringen geschlossen. Im gleichen Zeitraum schrumpfte die Zahl der Schüler um 44 Prozent. Das hat eine Auswertung entsprechender Daten der statistischen Ämter von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ergeben. Die Zahl der Lehrer ging in Thüringen um 47 Prozent zurück. Der demografische Wandel sorgte nach der Wende für anhaltend sinkende Schülerzahlen. Gab es im Schuljahr 1992/93 in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt insgesamt über 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in den Schulen, waren es 2018/19 fast 600.000 weniger. Unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung hat es einen Geburtenknick gegeben. Lag die Geburtenrate in Ostdeutschland 1990 noch bei durchschnittlich 1,52 Kindern pro Frau, so sank sie laut Statistischem Bundesamt schon ein Jahr später auf unter ein Kind pro Frau.

Vor allem junge und gut gebildete Leute sind in die Städte und in den Westen abgewandert, bis heute hält dieser „Trend“ an.

Eine Folge dieses Schulsterbens sind lange Schulwege für die Kinder aus den betroffenen Gemeinden. In dem dünn besiedelten Flächenland werden laut Landatlas vom Thünen-Institut in Mitteldeutschland auf Landkreisebene ohnehin die längsten Anfahrten mit dem Pkw zu Grundschulen verzeichnet. Analog zu den Schüler- und Schulzahlen sank seit der Wiedervereinigung auch in allen drei Bundesländern die Zahl der Lehrer. Jahrzehntelang wurden kaum Lehrer eingestellt, alte Stellen nicht nachbesetzt, Lehrer wurden nicht mehr verbeamtet, der Beruf verlor an Attraktivität. Inzwischen gehen viele Lehrer in Rente oder stehen kurz davor. In Thüringen muss das Bildungsministerium inzwischen einräumen, dass trotz der Neueinstellungen in diesem Jahr der Unterricht nicht in jeder Schule abgesichert sein wird. Der Thüringer Lehrerverband beklagte zuletzt sogar einen Unterrichtsnotstand in Ostthüringen (im Jahr 2019).

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