Die aktuelle Kamera

Das Foto ist 1993 entstanden. Es zeigt die Hausansicht der Klettke Villa in der Puschkinallee 12 in Potsdam. Sehr hohe Fenster in der unteren Etage verleihen dem Haus ein herrschaftliches Aussehen. Das Haus steht offensichtlich leer. In der Mitte, auf dem zerfallenen Balkon der unteren Etage, sitzt eine Person.
Besetzung Puschkinallee, Potsdam 1993

Die Stadt Potsdam kündigte im Jahr 1993 an, Neubesetzungen nicht mehr zu dulden. Am 12.05.1993 wurde die Klettke Villa in der Puschkinallee 12 besetzt und am gleichen Tag wieder geräumt.
Kurze Zeit später erhielt die Tanzfabrik in der Gutenbergstraße 107 einen Ausweichspielplatz in der Schiffbauergasse. Wir nutzten diese Situation und besetzten die Fabrik neu. Dort eröffneten wir eine Kneipe als Diskussionsraum. Die Forderung war klar. Es sollte eine politische Lösung für alle besetzten Häuser geben. Der Ort war günstig, da niemand dort wohnte und das Projekt stellvertretend für alle Häuser sein konnte.

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Gutenbergstraße, Potsdam 1992

Von 1991 bis 1993 wurde der Kampf um die Häuser in Potsdam medial über die öffentliche Presse ausgetragen. Es gab fast wöchentlich Hetzkampagnen gegen Hausbesetzer*innen und zugereiste Chaot*innen in der öffentlichen Presse Potsdams. Die Stadt änderte ihr Gesicht radikal. Investitionskapital mit den dazugehörigen Figuren und ein neuer Polizeipräsident aus Westdeutschland regierten jetzt in Potsdam. Sie alle standen dem konservativen Lager nahe.

Die Polizisten in der Uniform der DDR Ordnungshüter haben in Potsdam keine Räumung durchgeführt. Die Gutenbergstraße diente in diesem Fall als eine Kulisse für einen Film. Diese Szene wurde mit Protagonisten aus der Hausbesetzer*innen Bewegung gedreht.

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Das Foto zeigt ein Lada 1300 Funkstreifenwagen der Volkspolizei aus der DDR vor einem besetzten Haus in der Gutenbergstraße in Potsdam im Jahr 1991. An der Hausfassade ist eine große Aufschrift vom Klempnermeister Otto Lungershausen zu lesen: Bau-Klempnerei, Gas und Wasseranlagen.
VP bei Otto, Postdam 1991

Das Foto ist in der Gutenbergstraße in Potsdam 1991 entstanden. Der Lada 1300 Funkstreifenwagen stammte aus den Beständen der Volkspolizei. Das Haus wurde von Punks aus Ost und West besetzt.

Nach der Räumung der Mainzer Straße im Herbst 1990 in Berlin wurde uns wurde klar, dass die neuen Machthaber sich auf keinerlei Veränderungen einlassen und dafür auch über Leichen gehen würden.
Doch die Stimmung in Potsdam war zunächst anders. Es gab eine friedliche Allianz mit dem damaligen Polizeipräsidenten Herr Adam. Der wollte keine militante Räumung der besetzten Häuser wie in Berlin und suchte das Gespräch mit uns. Er war für die gewalttätige Räumung der Straßen zur Demonstration am 07. Oktober 1989 in Potsdam verantwortlich. So etwas wollte er nicht noch einmal verantworten müssen. Kurze Zeit später wurde er von einem Herr Schwerin aus Westdeutschland abgelöst, dann wehte ein anderer Wind …

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Das Foto zeigt die Gutenbergstraße 1992 in Potsdam. Die Perspektive reicht bis in das Holländische Viertel hinein. Die vier Menschen auf dem Foto sind sogenannter Investoren mit Personal aus dem Magistrat bei einer vor Ort Besichtigung. Der Putz fällt von den Häuserfassaden. Das rechte Haus mit der Nummer 22 ist bunt bemalt. Auf der linken Seite der Straße werden Rohleitungen neu verlegt. Über der Straße hängt ein Transparent mit der Aufschrift: Die schwarze Diktatur, sozialer Kahlschag mit System!
Diktatur des Systems Gutenbergstr. 95/22, Potsdam 1992

Das Foto zeigt die Gutenbergstraße in Potsdam 1992. Das vordere Haus auf der rechten Seite hat die Hausnummer 22. Die vier Menschen auf dem Foto sind sogenannter Investoren mit Personal aus dem Magistrat bei einer vor Ort Besichtigung.

Die kommenden gesellschaftlichen Veränderungen wollten wir zwar klar als Antifaschist*innen angehen, aber uns nicht ausschließlich mit den faschistischen Tendenzen in der Gesellschaft beschäftigen. Wir wollten offen sein und die Ursachen hierfür benennen und in laufende Kämpfe eingreife. Das heißt die massenhaften Entlassungen, Mieterhöhungen, den sich anbahnenden Industrieabbau, die radikalen Einschränkungen im öffentlichen Verkehr. All das verstärkte die dumpfen Tendenzen in der Gesellschaft. Dem versuchten wir etwas Positives mit unserer Hausbesetzerkultur entgegen zu setzten, abseits von Massenkonsum und die in Gang gesetzte Vereinzelung durch die Entlassungen, Auslagerungen und Aufspaltung der großen Betriebe. Unsere Idee war eine Art anderen Weg zwischen dem Modell des Westens und der DDR.

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Das Foto zeigt den Hauseingang mit dem Info-Café der Dortustraße 65 in Potsdam im Jahr 1991. Im Vordergrund steht ein blau-weißer eingedellter Skoda 100, daneben ein grüner VW. Die Hausfassade ist bunt bemalt. Über der Fensterscheibe zum Info-Café ist die Firmenschrift des Seilermeisters Richard Haber zu sehen. Neben dem Skoda überqueren zwei Fußgänger die Straße.
Nichts war unmöglich, Potsdam 1991

Das Problem für uns als ein Teil der Bewegung war dann, nicht zu einem Dienstleister zu werden. Da es im Januar 1990 keine alternative Kneipen in Potsdam gab, wurde das neu eröffnete Info-Café in der Dortustraße 65 zu einer Art Jugendclub, immer überfüllt und nervig. Davon leben wollte auch niemand von uns. Darum schlossen wir den Laden nach einigen Wochen wieder. Wir haben ihn dann an externe Leute übergeben.

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Dortustraße 65, Potsdam 1991

Die Dortustraße 65 in Potsdam wurde am 10.12.1989 öffentlich besetzt. Die meisten hatten keine eigene Wohnung und wohnten irgendwie, irgendwo mit. Wir waren gut organisiert. Im Angesicht der radikalen Veränderungen nach der Maueröffnung wollten wir als Gruppe besser agieren können. Hinter dem Spaß am zusammen leben, gab es bei uns auch den Willen eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Wir wollten den Westen nicht, aber auch keine Neuauflage der DDR-Autokratie. Zumindest war die Idee nicht verschwunden, wenn auch weiter weg gerückt durch die plötzliche Maueröffnung.

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Das Foto zeigt in einer Frontalperspektive eine Formbauwerkstatt im Endstadium des Verfalls. Auf der rechten Seite sind die Formbauteile und mittig weiter hinten die erkaltete Schmiede zu sehen. Überall stehen schwere Eisenteile und Maschinen herum. Die Morgensonne lässt die Halle in einem milden Winterlicht erstrahlen.
Formenwerkstatt, 2024
Auf dem Foto sind Formenbauteile in einer verlassenen Fabrikhalle zu sehen. Die Teile sind vor einer Wand mit Fabrikfenster aufgestapelt. Es sind große Kisten aus Holz in verschiedenen Farben. Teils sind sie geöffnet und zum Teil auch verschlossen. Das Licht der winterlichen Morgensonne lässt sie in verschiedenen Farben mild leuchten.
Formenbausteine, 2024
Kalte Schmiede, 2023

Das zweite Foto zeigt Formbauteile in einer verlassenen Gießerei der Reichsbahn (ehemalige Staatsbahn der DDR) und das Dritte die erkaltete Schmiede.

Der Formbau spielte in der DDR eine große Rolle. Gegenstände sollten nützlich und langlebig sein. Prägende Eigenschaften waren: Zeitlosigkeit, Funktionalität sowie die Verwendung weniger Rohstoffe. Die Produktgestaltung ergab sich aus der Begrenzung von Ressourcen, aber auch aus dem Streben nach einer neuen kulturellen Identität.

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Das Foto zeigt ein rundes Wandbild aus glasierten Mosaiksteinen an einer Rauputz-Hauswand. Das Bild hat einen Durchmesser von etwa 3 Metern. Es ist farbenfroh und zeigt die Kosmonautin Walentina Tereschkowa. Im Zentrum hinter ihr ist abstrakt die Sonne dargestellt rund um sie herum entfliehen Strahlen.
Walentina Tereschkowa, 2024

Für alle, die gegen das Töten sind.
Für alle, die nicht auf ihr Recht oder ihre Wahrheit beharren.
Für alle, die verhandeln und Kompromisse eingehen in dieser ungerechten und unmenschlichen Welt.
Für alle, die kompromisslos für eine gerechte und menschliche Welt eintreten.

Das Wandbild zeigt Walentina Tereschkowa. Sie war die erste Frau im Welt.
Für mich steht sie für die Idee einer besseren Welt, in der es Fortschritt nur im Einklang mit der Natur und der Menschheit geben kann.

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Das Foto zeigt eine verlassene Fabrikhalle im Sonnenuntergang. Die Dachaufbauten für den Lichteinfall neigen sich in die Halle hinein. Der rote Klinkerbau ist umgeben von Gebüschen und Bäumen, die ihn eines Tages überdecken werden.
Gießerei, 2023
Die verlassene Werkhalle der Gießerei strahlt noch einmal in der Abendsonne des Herbstes. Im Dach befinden sich viele Löcher, durch die das Licht fällt. Überall stehen Maschinen und Gusseisenteile herum. Alles ist angerostet und steht verloren da.
Werkhalle, 2023
Das Foto zeigt Aluminiumgussformen von Rädern für Dampflokomotiven. Sie sind Blau und Rot. Sie lehnen auf Paletten aneinander in einer Werkhalle, die schon lange verlassen ist.
Negativräder, 2023

Diese verlassene Gießerei gehörte zur Deutschen Reichsbahn. Bis 1990 war das einer der größten Arbeitgeber in der DDR.

Die kompletten Produktionsketten der industriellen Produktion sowie ein großer Teil des Berufsverkehrs wurde damals mit der Bahn bewältigt. LKW Verkehr gab es für die Verteilung in Kaufhallen und Läden in der näheren Umgebung. Nur wenige sind mit dem eigenen Auto zur Arbeit gefahren.

Es war eine politische Entscheidung den Verkehr auf die Straße zu legen und Zollfreiheit mit Freihandelsabkommen für die industrielle Produktion zu ermöglichen. Damit ist die dreckige und händische Arbeit für uns verschwunden.

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Auf dem Bild schnauft eine Dampflock an der einige Personenwagen hängen einen Berg im Harzgebirge hinauf. Sie befindet sich in einer weiten Kurve. Dicker schwarzer Rauch steigt aus Ihrer Esse. Auf dem Berggipfel dahinter steht ein toter Wald. Links und rechts neben dem Gleisen stehen vereinzelt tote braune Nadelbäume. Kahle braune und grüne Stellen mit Gebüsch stehen zwischen den Bäumen.
Romantischer Harz, 2023

Der komplette Wald im Harz ist Tod. Doch es gibt kein Aufschreien wie in den 1980er Jahren wegen des Sauren Regens. Seit dem ist die Gesellschaft noch mehr auf Konsum ausgerichtet und Individualisiert. Wirtschaftlichkeit und Profitabilität sind die Taktgeber. Und wir? Wir wollen einfach einen schönen Tag habe bei dem ganzen Stress und es ist ok unangenehme Gefühle wie die Angst, Schuld und Scham, nicht zu empfinden, und zu ignorieren.

SOLIDARITÄT mit dem Hungerstreikenden vor dem Reichstag

Hungern, bis Ihr ehrlich seid